Die Sache mit dem Zeugnis oder wie man einen Anwalt in den Wahnsinn treibt

Es gibt Mandate, die übernimmt man gerne. Die liebsten sind dem Anwalt naturgemäß diejenigen, die wenig, kaum oder gar keine Arbeit machen, dafür aber ordentlich Geld bringen. Derer gibt es im Arbeitsrecht leider nicht all zu viele, aber totarbeitet man sich an dem meisten Fällen auch nicht.
In der Regel finden sich gute Kompromisse mit denen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber gut leben können.
Probleme tauchen interessanterweise aber oft dann auf, wenn es eigentlich um gar nichts mehr, sondernnur noch um das Zeugnis geht.

Wenn also zwischen den Parteien alles geregelt ist und nur noch die Frage der Formulierungen im Zeugnis zu klären sind. So mancher Arbeitgeber erinnert sich dann an seine unterschwellige Wut auf den Arbeitnehmer, die er bis zu diesem Punkt noch erfolgreich verdrängt hatte und so mancher Arbeitnehmer will über den grünen Klee gelobt werden, wohl wissend, dass seine Leistung tatsächlich bestenfalls immer nur durchschnittlich war.

Und dann geht es los. Das Gezacker um jedes Wort, der Streit darum ob das Zeugnis geknickt werden darf, das Gezeter darüber ob eine Zufriedenheit „vollstens“ sein kann, darf oder muss und welche Tätigkeit der Arbeitnehmer tatsächlich ausgeübt hat oder nur gerne ausgeübt hätte.

Dann fangen sie aber auch an, die Kopfschmerzen der Anwälte auf beiden Seiten, die sich redlich bemühen die Emotionen aus der Sache rauszuholen und dabei mitten reingeraten in den Sog der Unvernunft. Oft ist nämlich zu beobachten, dass auch die Anwälte beginnen der Unvernunft zu frönen und die sagenumwobenen Sachlichkeit des Juristen verloren geht.

Es ist aber auch schwer die Contenance zu wahren, wenn sich darüber gestritten wird, wie extrem der Arbeitgeber bei der Bewertung der Leistung des Arbeitnehmers lügen muss, darf bzw. soll. Die Anwälte auf beiden Seiten reiben sich auf, weil sie darauf hoffen und drängen, doch noch eine vernünftige Lösung zu finden. Es ist zum wahnsinnig werden!

Auf der Strecke bleibt hier immer nur die Wahrheit. Weil am Ende nämlich so gut nie ein Zeugnis ausgestellt wird, dass die Leitungen, Fähigkeiten und Qualifikationen des Arbeitnehmers tatsächlich adäquat beurteilt. Das wiederum hat zur Folge, dass dem Zeugnis dann insgesamt nur noch wenig bis gar keine Bedeutung mehr zugemessen wird.
Und davon hat dann wirklich keiner mehr was!

Über Elishewa Patterson-Baysal

Schubladendenken überlasse ich anderen! Ich berate Unternehmen ganzheitlich und bestärke sie ihre Mitarbeiter als ihr wichtigstes Asset zu betrachten. Gesunde, fachlich qualifizierte und motivierte Mitarbeiter garantieren den Unternehmenserfolg.

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