Betriebsrat. „Nein danke“ oder doch lieber „ja bitte“ ?

Um diese Frage beantworten zu können, sollte man zunächst wissen was ein Betriebsrat überhaupt leisten kann. Es gibt sowohl von Seiten der Arbeitgeber als auch von Seiten der Arbeitnehmer eine Menge Vorurteile, die gar nicht zutreffen. So assoziiert der kapitalgewaltige Unternehmer den Betriebsrat gerne mit einer Horde wild gewordener Pseudokommunisten, während der verschüchterte Arbeitnehmer im Betriebsrat den Heilsbringer schlechthin sieht.

Tatsächlich ist die Institution Betriebsrat eine ziemlich vernünftige Sache, vorausgesetzt sie wird weder von der einen noch von der anderen Seite für unlautere Zwecke missbraucht. Also sollte der Unternehmer es tunlichst unterlassen, zu versuchen, sich den Betriebsrat mit Geschenken gefügig zu machen, aber auch der Betriebsrat selbst sollte seine Funktion nicht dafür missbrauchen, sich unkündbar zu machen oder eigene Wünsche durchzusetzen.

Wenn wir also einen vernünftigen Unternehmer mit einem vernünftigen Betriebsrat paaren, wird die Einrichtung des Betriebsrates tatsächlich für alle Beteiligten einen Mehrwert haben.

Was kann so ein Betriebsrat eigentlich erreichen?
Also, der Betriebsrat kann und muss die Verschlechterungen der Situation der Beschäftigten im Unternehmen erkennen und abwehren. Der Betriebsrat ist bei Versetzung, Abmahnung, Kündigung usw. in das Verfahren eingebunden und hat Mitbestimmungsrechte. Der Betriebsrat bestimmt u. a. bei Ein- und Umgruppierungen, bei Lohn- und Gehalt, bei der Festlegung von Leistungslohn und -gehalt, bei der Zahlung von Zulagen und der Vergütung von Überstunden mit.

Der Betriebsrat wacht darüber, dass die Gesetze, Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen eingehalten werden.

Der Betriebsrat kann eigeninitiativ Maßnahmen, die der Belegschaft dienen, beim Arbeitgeber beantragen und durchsetzen. Er hat auch die Aufgabe, die Belange besonders schutzbedürftiger Personen (z.B. Schwerbehinderte), der Jugendlichen, der älteren Arbeitnehmer und der ausländischen Arbeitnehmer, beim Arbeitgeber zu vertreten. Er kann bei der Regelung der Arbeitszeit mitreden. Der Betriebsrat kann auch bei der Urlaubsplanung mitbestimmen.

Der Betriebsrat hat zudem ausdrücklich die Aufgabe, die Durchsetzung der tatsächlichen Gleichberechtigung von Frauen und Männern, insbesondere bei der Einstellung, Beschäftigung, Aus-, Fort- und Weiterbildung und dem beruflichen Aufstieg zu fördern.

Der Betriebsrat ist Ansprechpartner des Unternehmers
Schließlich ist der Betriebsrat der Ansprechpartner für den Unternehmer, wenn es um Betriebsvereinbarungen geht. Stellvertretend für alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen kann der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber u.a. Betriebsvereinbarungen mit dem Arbeitgeber vereinbaren:

Häufige Themen für Betriebsvereinbarungen
Welche Entlohnungsformen gelten im Betrieb? (Akkord, Prämie, Zeitlohn oder andere Arbeitsentgelte)
Gibt es leistungsorientiertes Gehalt?
Wie sehen die Vorgabezeiten und Akkord- oder Prämienausgangslöhne aus?
Gibt es Zulagen zum Lohn oder Gehalt und wie sehen die Zahlungskriterien aus?
Wie wird die Arbeitszeit im Betrieb geregelt?
Gibt es Überstunden und/oder Kernarbeit?
Wie wird die berufliche Bildung gestaltet?
Wie können Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle verhindert werden?
… und vieles mehr.

Sie sind überzeugt und wollen eineN Betriebsrat gründen?
Prima, dann gleich mal hin zu dem Gewerkschaftsfunktionär Ihres Vertrauens, der Ihnen bei der Vorbereitung und Durchführung einer Betriebratswahl gerne behilflich sein wird. Aber es geht auch ohne Gewerkschaft. Nichts gegen Gewerkschaften, aber die tun immer so, als ob es ohne sie nicht gehen würde. Aber es geht ohne sie. Sie können das auch alleine.

Damit erst gar nicht in falschen Bahnen gedacht werden kann, sollten Sie als erstes mit dem Arbeitgeber sprechen. Schaffen Sie von Anfang an Vertrauen. Ein vernünftiger Betriebsrat bringt dem Arbeitgeber viele Vorteile.

Teile dieses Artikels wurden von der Autorin bereits am 24.04.2007 auf www.anwalt.de veröffentlicht.
Bildquellenangabe: berlin-pics  / pixelio.de

Über Elishewa Patterson-Baysal

Schubladendenken überlasse ich anderen! Ich berate Unternehmen ganzheitlich und bestärke sie ihre Mitarbeiter als ihr wichtigstes Asset zu betrachten. Gesunde, fachlich qualifizierte und motivierte Mitarbeiter garantieren den Unternehmenserfolg.

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